Review TODSÜNDE – GEISTESGIFT

Album Review: TODSÜNDE – GEISTESGIFT

Auf einem NDH – Album englischsprachige Songs zu finden ist eher selten. Todsünde machen das einfach, ohne sich um irgendwelche Genres oder Vorgaben zu scheren und bieten auf GEISTESGIFT gleich vier englische Titel. Einer davon ist „Sell yourself“ und dieser Titel hat es mir besonders angetan, denn er beschreibt bzw. parodiert das „Star-sein“ auf eine sehr amüsante Weise.

SEINE WURZELN KANN MAN NICHT LEUGNEN

Bei „Mensch ärgere dich nicht“ zeigen sich in gewisser Weise die Wurzeln der Band, die ja als Coverband angefangen hat. Dem geschulten Ohr wird nämlich auffallen, dass ihm Teile des Textes sehr bekannt vorkommen. Das liegt dann daran, dass hier Textzeilen aus Frei.Wilds „Wir reiten in den Untergang“ vorkommen. Aber reiten wir nicht darauf herum – passt ja textlich gut zum Rest und musikalisch überzeugt der Song vor allem durch einen vergleichsweise ruhigen Anfang mit merklicher Steigerung.

EMOTIONEN DIE DURCHBRECHEN

„Auge um Auge“ ist genau wie „Wahrheit oder Pflicht“ musikgewordene Wut. Musik kann eben ein sehr gutes Ventil sein, um seinen Ärger hinauszuschreien. Die Instrumente klingen übrigens im Vergleich zum rauen Sprechgesang stellenweise eher harmlos und harmonisch, was eine interessante Kombination darstellt.

„Lauf!“ setzt da an, wo „Wahrheit oder Pflicht“ aufhört. Die beiden Songs greifen textlich und musikalisch ineinander über und werden so, zumindest in meinen Ohren zu einer Einheit.

„Who is Next I“ befasst sich sozusagen mit Außenpolitik. Ich persönlich hatte ein bisschen Schwierigkeiten, den Text beim ersten Mal hören vollständig wahrzunehmen. Da er es aber gesellschaftskritisch echt in sich hat, lohnt es sich wirklich, den Song einfach gleich zwei- oder dreimal abzuspielen, um inhaltlich nichts zu verpassen.

Eine ruhigere Version von „Who is Next I“ ist „Who is Next II“. Hier werden sowohl die Instrumente ruhiger, als auch der Gesang, der die meiste Zeit wie ein gespenstisches Flüstern klingt. Das schafft eine gespenstische Atmosphäre, die durch die etwas lauteren und härteren Parts nicht unterbrochen, sondern eher sehr gekonnt ergänzt wird.

„Doubt their reasons“ ist für mich eigentlich eher Death Metal als NDH und noch eine Schippe härter, als die restlichen Songs des Albums. Der Song ist übrigens nicht komplett auf Englisch. Wenn ich richtig gehört habe, kommen zumindest zwei deutsche Worte vor. Welche das sind, könnt Ihr ja selbst rausfinden, wenn Ihr Euch das Album anhört.

FAZIT

Nach dem Hören von GEISTESGIFT quälen mich immer noch Genrefragen. Habe ich es jetzt mit einer NDH-Band zu tun, die im Stil von Oomph! auch ab und an ein englisches Lied dazwischenwirft oder mit einer Death Metal Band, die auch deutsch singt? Ich weiß es nicht so genau, hab mich aber dazu entschlossen, dass das eigentlich auch nicht wichtig ist. Die Texte sind gut, die Songs ergeben eine Einheit – das reicht doch eigentlich schon als Gütesiegel. Und man darf auch nicht vergessen, dass die Jungs ja gerade erst begonnen haben, ihren eigenen musikalischen Weg zu gehen. Man darf gespannt sein, wie sich dieser weiterentwickelt
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